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Hatje Cantz fotoblog | Julia Schiller | »7 Fragen an…« Kirsten Landwehr

Hatje Cantz fotoblog | Julia Schiller
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Note: This series of articles is a reproduction of my articles as a guest blogger for the Hatje Cantz fotoblog in January 2018. · Hinweis: Diese Reihe von Artikeln ist eine Reproduktion meiner Beiträge als Gastbloggerin für den Hatje Cantz fotoblog im Januar 2018.

Zum Auftakt in PiBs Interview-Reihe »7 Fragen an…« hatte PiB das Vergnügen, sich mit Kirsten Landwehr zu unterhalten.

Liebe Kirsten, magst du dich kurz vorstellen?

Ich bin Kirsten Landwehr, bin in Rostock geboren und lebe nach Aufenthalten in Hamburg und London seit 2003 mit meinem Mann und unserer Tochter in Berlin. Nach meiner 14 jährigen Tätigkeit als Stylistin habe ich 2008 die Galerie fuer Moderne Fotografie gegründet. Der Schwerpunkt des Galerieprogramms liegt insbesondere auf dem Medium der Fotografie und konzentriert sich dabei sowohl auf die Präsentation internationaler etablierter Künstlerinnen und Künstler als auch auf die Entdeckung junger fotografischer Arbeiten sowie die Fotografen der ehemaligen DDR.

Wie & wann kamst du zur Fotografie, und was bedeutet Fotografie für dich?

Ich bin mit dem weiten Blick auf flaches Land, die Ostsee und dem Sibylle Magazin grossgeworden. Neulich fand meine Tochter Kisten voller von mir gemachter Fotos aus meiner Zeit in London, als ich dort noch als Stylistin gearbeitet habe. Es fühlt sich im Nachhinein so an, als ob alles so sein sollte. Konkret habe ich dann ja erstmal 14 Jahre am Set mit Fotografen gearbeitet, um Werbung, Fashion, Portraits zu fotografieren. Das war eine gute Schule, viel sehen, verstehen, warum dieses Foto eins ist und das andere nur ein Effekt, der nur die ersten 3 min knallt und dann verhallt. Dann wollte ich mehr, habe gemerkt, das Styling nur Mittel zum Zweck war, ein guter aber dennoch irgendwann musste ich weiter. Und ja, ich hatte nachgedacht, selbst Fotografin zu werden, aber irgendwie wollte ich die Szene wechseln, den Point of View und irgendwie das Fotografieren auch als Hobby behalten, ganz unbeschwert. Und das war gut so. Ich bin glücklich mit der Arbeit als Galeristin, es ist auch viel geselliger…. Aber wie gesagt, jetzt nach so langer Zeit habe ich das Gefühl, Fotografie war immer da, ganz intuitiv.

Was macht für dich ein “gutes” Bild aus?

Ehrlich? Ich weiss es nicht, aber ich erkenne es, wenn es vor mir ist. Zum Einen ist es also etwas sehr persönliches. Zum Anderen denke ich, besonders im digitalen Zeitalter, sind wir sehr beeinflussbar, wir „einigen” uns auf Bilder, Bilder, die wir sehr oft sehen, deren Kontext wir spannender finden, als das eigentliche Bild. Man muss schon sehr viel Erfahrung haben, um der Manipulation zu widerstehen.

Gibt es Trends in der zeitgenössischen Fotografie, die dich interessieren?

Junge Fotografen suchen wieder mehr nach der Einzigartigkeit in der Fotografie, oft über technische Details, wie z.B. das Material auf dem sie Printen. Oft bleibt mir das zu technisch, es wird dann fast Grafikdesign, zu viel und dann eben auch zu sehr auf den Effekt aus. Einige jedoch schaffen es durch technische Details Leidenschaft zu materialisieren, irgendetwas unerklärbares, was dich aufwühlt oder auch beruhigt, was dich immer wieder auf dieses Bild schauen lässt.

Welchen Ratschlag würdest du einem Fotografen am Beginn seiner/ihrer Laufbahn geben?

Habe immer eine Kamera bei dir!

Was ist der beste Ratschlag, den du je bekommen hast?

Es gab einige, dieser aber war sozusagen der Startschuss in die Unabhängigkeit. Ich musste im Rahmen meiner Ausbildung ein Assessment Center absolvieren, da wurden wir auf emotionale Kompetenzen getestet. Das war das einzige, was mir an der ganzen elendigen Ausbildung irgendwie Spass gemacht hatte. Mein Supervisor meinte dann aber bei der Auswertung: „Sie waren genial, aber sie langweilen sich doch zu Tode. Ich rate Ihnen, nehmen Sie ihr langen Beine und hauen Sie hier bloss ab, das ist nix für Sie. Laufen Sie endlich mal los“.  Ich meine, der Typ war da, um uns sozusagen zu rekrutieren und dann das. Da steckte soviel drin für mich: Such Dein Glück, sei mutig, sei ehrlich zu dir, spring ins kalte Wasser, mach, trau dich. Ich weiss seinen Namen nicht mehr, aber Danke bis in alle Ewigkeit Herr Unbekannt!

Woran arbeitest du aktuell, und hast du bereits ein zukünftiges Projekt geplant?

Kurzfristig an der neuen Ausstellung von Konrad Hoffmeister, Eröffnung ist am 25.1.2018, kommt alle, haha. Langfristig immer auch an dem grundsätzlichen klassischen Konzept einer Galerie im digitalen Zeitalter. Es gibt immer Zweifel, wie zeitgemäss dieses Konzept noch ist, besonders bei Fotografie.

Was sind deine Lieblingsorte für Fotografie im Berliner Umfeld?

Es gibt so viele gute etablierte aber auch junge Galerien für Fotografie in Berlin, das schätze ich im allgemeinen sehr, also die Arbeit der Kollegen, der Foto Community. Ich möchte jedoch drei Orte und Initiativen hervorheben:

1) AESTHETIK 01, ein ganz toller feiner Projektraum in Moabit. Kristina Nagel, selbst eine sehr interessante Fotokünstlerin betreibt diesen Projektraum und zeigt immer wieder spannende Positionen zur Fotografie, derzeit der junge georgische Fotograf Davit Giorgadze.

2) d’mage Print Ma­nu­fak­tur. My favorite two power women. Ul und Annette leben Fotografie. Sie haben technisches Wissen gepaart mit einem guten Blick, sind gut gelaunt, lieb und visionär im allerbesten Sinne. Für mich derzeit die beste Print Bude Berlins!

3) Last but not least: Ich liebe PiB. Julia du hast soviel getan für die gute Information über besonders auch zeitgenössische Fotografie, dass man dir gar nicht genug danken kann. PiB ist unkompliziert, sieht toll aus und ist hochprofessionell und das muss hier mal gesagt sein.

Wer über zukünftige Ausstellungen und Veranstaltungen der Galerie fuer Moderne Fotografie (und weitere Fotografie-Highlights in Berlin) informiert werden will, kann sich gerne für PiBs wöchentlichen E-Newsletter anmelden – oder die zweimonatliche erscheinende Printausgabe – den PiB Guide – abonnieren! : )

PiB Guide Nº16 Jan/Feb 2018
Booklet, A6 format, 52 pages
On the cover: Hommage à Zurbarán (Still Life No. 6), New York, 1997, Dye Transfer, 37,2 x 53,5 cm © Evelyn Hofer, Estate Evelyn Hofer; Exhibition at Galerie Springer Berlin.

Julia Schiller, photo by © Oliver Schneider

ÜBER JULIA SCHILLER

Julia Schiller, geboren in Landshut, studierte Mediadesign, Fotografie und Kommunikationsmanagement und begann ihre Laufbahn als Art Director in München, gefolgt von Athen, wo sie für ein paar Jahre lebte und als Kreativdirektorin in der Werbung arbeitete. Seit 2006 ist sie in Berlin beheimatet, wo sie zusammen mit Oliver Schneider das Online-Magazin »Actual Colors May Vary {ACMV}« ins Leben rief. Mit ACMV stellten sie neue Talente in der Fotografie vor, organisierten und kuratierten Ausstellungen & Veranstaltungen in Berlin, und nahmen an internationalen Fotofestivals teil. Motiviert von stets wachsender Leidenschaft für künstlerische Fotografie gründete sie »PiB — Photography in Berlin« im Frühling 2015. PiB ist eine zweisprachige (de/en) Plattform für künstlerische & dokumentarische Fotografie, und widmet sich der Vorstellung ausgewählter Höhepunkte aus Berlins lebendiger Fotografie-Szene – auf PiBs Website, im wöchentlichen E-Newsletter, und im zweimonatlich erscheinenden gedruckten PiB Guide, welcher mittlerweile auch internationale Abonnenten anzieht. Als »ele studio« designen Julia und Oliver für Print & Web und realisieren Websites im kulturellen & sozialen Bereich. Julia ist Mitglied bei SALOON BERLIN, dem Netzwerk für Frauen der Berliner Kunstszene.

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